Invasiv bezeichnet die operative Verpflanzung der Elektroden unter die Haut – entweder an der schmerzenden Stelle selbst, an der Wirbelsäule oder im Gehirn. Diese werden mit einem Neurostimulator verbunden; dieses Schrittmacher-Gerät ist groß wie ein Streichholzbrief und wird ebenfalls unter die Haut verpflanzt.
Erst dann kann die eigentliche Neuromodulation beginnen: Der Neurostimulator generiert hochfrequente elektrische Impulse, die über die Elektroden an genau den Nervenleitbahnen ausgestrahlt
werden, welche den Schmerz an das Gehirn weiterleiten.
Wirkweise der Neuromodulation
Diese elektrischen Signale überlagern die Schmerzwahrnehmung. Stromstärke und -frequenz spielen hierfür eine wichtige Rolle und werden vom Arzt präzise ausgetestet und eingestellt. Im Ergebnis
empfindet der Patient ein angenehmes Kribbeln, das den Schmerz stark reduziert oder sogar vollständig überlagert. Die genaue Wirkweise der Neuromodulation ist noch nicht für jedes Verfahren
erforscht, die Wirksamkeit jedoch – abhängig von der Art der Schmerzerkrankung – sehr sicher vorauszusagen.
Neurostimulation in der Testphase
Die Wirksamkeit der Neuromodulation wird vor der eigentlichen Implantation mit Hilfe provisorischer Systeme getestet (Versuchs-Stimulation). Wenn die Schmerzempfindung um mehr als 50 % gelindert
werden konnte und sowohl Arzt als auch Patient der Meinung sind, dass der Test erfolgreich war, wird die eigentliche neurochirurgische Operation vorgenommen.
Ablauf der Operationen
Zunächst werden die Elektroden implantiert – an der Wirbelsäule, der Hirnrinde, im Gehirn oder an betroffenen Gliedmaßen. Dies geschieht oftmals mittels einer speziellen Punktionsnadel in
örtlicher Betäubung. Danach erfolgt über einige Tage die Feinjustierung der neuromodularen Impulse, die Einstellung von Impulsdauer, Frequenz und Stromstärke. Ist eine zufriedenstellende Wirkung
auf die Schmerzen erreicht, kann auch der etwa taschenuhr-große Neurostimulator implantiert werden. Dies geschieht z.B. unter der Bauchdecke oder am Rücken oberhalb des Gesäßmuskels – in der
Regel unter Vollnarkose.
Folgende neuromodulativen Therapien richten sich schwerpunktmäßig
gegen chronische Schmerzen:
Der Neurostimulator kann vom Arzt oder Patienten selbst über ein Steuergerät durch die Haut bedient und jederzeit angepasst werden. Die Batterie hält durchschnittlich 5–10 Jahre, abhängig von der
Stärke des eingestellten Stromimpulses. Dann muss der Impulsgeber ausgetauscht werden – eine weitere Operation wird fällig.
Die Risiken für den Patienten
Die Risiken sind insgesamt gering. Der invasive Eingriff selbst ist sehr kleinflächig, die Wunden sind entsprechend schnell verheilt. Wie bei jeder Operation können Blutungen, Entzündungen oder
Nervenverletzungen auftreten – dies geschieht bei unter 3 % der Eingriffe.
Ein weiteres Risiko besteht im Verrutschen der Elektrode, so dass keine Stimulationswirkung im betroffenen Bereich erzielt wird. Nebenwirkungen der Stimulation selbst sind nicht bekannt.
Natürlich kann der Neurostimulator jederzeit abgeschaltet werden. Insgesamt ist der Eingriff komplett reversibel.
Im späteren Alltag sind elektrische Magnetfelder zu meiden. Der Patient erhält hierfür einen Implantatausweis, welcher an den Sicherheitsschleusen (z.B. an Flughäfen) vorzulegen ist.
Kernspintomgraphien sind in der Regel mit einem solchen Implantat nicht mehr möglich. Lediglich für die Rückenmarksstimulation gibt es zugelassene Implantate, mit denen Kernspintomographien
erlaubt sind. Röntgen, CT und diagnostischer Ultraschall sind unproblematisch.